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Dienstag, 31. Juli 2012

Unbegrenzte Feuerkraft: Frankreich und Italien wollen Rettungsfonds deutlich vergrößern

Unbegrenzte Feuerkraft: Frankreich und Italien wollen Rettungsfonds deutlich vergrößern

Frankreich und Italien planen eine gewaltige Aufstockung des Rettungsfonds. Der ESM soll sich ohne Limit bei der EZB refinanzieren können. Jürgen Stark, Ex-Chefvolkswirt der EZB, sieht darin einen klaren Rechtsbruch.
Frankreichs Präsident Francois Hollande und Italiens Ministerpräsident Mario Monti kämpfen gemeinsam für einen größeren Rettungsschirm. Quelle: dapd
Frankreichs Präsident Francois Hollande und Italiens Ministerpräsident Mario Monti kämpfen gemeinsam für einen größeren Rettungsschirm. Quelle: dapd
 
BerlinIn der Eurozone gewinnen laut einem Medienbericht Überlegungen an Gewicht, die Mittel des künftigen Euro-Rettungsfonds ESM deutlich zu vergrößern. Dem ESM solle Zugriff auf Kredite bei der Europäischen Zentralbank (EZB) ohne jedes Limit gewährt werden, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ unter Berufung auf EU- und Eurozonenvertreter. Zu den Befürwortern zählten wichtige Eurostaaten wie Frankreich und Italien sowie führende Mitglieder des EZB-Rats.

Demnach soll der ESM Länder wie Spanien und Italien in Zukunft unterstützen, indem er in großem Stil Anleihen dieser Staaten kauft. Der ESM dürfte die gekauften Anleihen bei der EZB als Sicherheiten hinterlegen, im Gegenzug erhielte er frisches Geld, das er erneut zur Unterstützung wankender Euro-Staaten einsetzen könnte.

Diese Banklizenz für den ESM wäre nach Ansicht des früheren EZB-Chefvolkswirtes Jürgen Stark jedoch ein klarer Verstoß gegen europäisches Recht. Dies würde bedeuten, dass Staaten indirekt über die Europäische Zentralbank finanziert würden, sagte Stark im Deutschlandfunk. „Wir sind bereits in einer sehr extremen Dehnung des europäischen Rechtes, um das mal gelinde zu sagen.“ Europarechtler sprächen bereits von einem kollektiven Rechtsbruch, sagte Stark. Es bedürfe aber eines Klägers. Nach Starks Ansicht wird seit mindestens zwei Jahren gegen europäisches Recht verstoßen.
Es sei nicht Aufgabe einer modernen Notenbank, Staaten Geld zu geben. Dies passiere auch dann, wenn Anleihen am Sekundärmarkt gekauft würden, sagte Stark. Ohnehin könne man Primär- und Sekundärmarkt kaum noch unterscheiden. „Es geht in erster Linie darum, die Refinanzierungskosten von Staaten zu senken. Und das ist ein Beitrag zur Staatsfinanzierung.“ Stark kritisierte zudem, dass die Regierungen die Zeit nicht nutzten, die mit Liquiditätsmaßnahmen der EZB gewonnen werde.

Die Überlegungen für die ESM-Aufstockung sind spätestens seit Dezember bekannt. Es sei aber „niemals konkret darüber geredet“ worden, zitiert die „SZ“ einen hohen EU-Diplomaten. Angesichts der Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre, in denen ständig aufs Neue an der Ausstattung der Fonds gezweifelt worden sei, hätten Experten und Politiker jetzt aber beschlossen zu prüfen, ob und unter welchen Bedingungen "der Fonds einen direkten Zugriff auf die Europäische Zentralbank erhalten sollte". Deutschland hat sich solchen Vorschlägen bislang widersetzt.

http://www.handelsblatt.com/politik/international/unbegrenzte-feuerkraft-frankreich-und-italien-wollen-rettungsfonds-deutlich-vergroessern/6942102.html

1 Kommentar:

  1. Das kann dann beim BVerfG nicht mehr durchgehen.....

    Nur weiter so...dann wird auch dem letzten Richter klar, dass der ESM ein Werk weniger zur "Ausbeutung" der Deutschen ist.

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