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Freitag, 31. August 2012

Weimers WocheGipfeltreffen der Sünder

Die Chefs der Notenbanken treffen sich in Jackson Hole. Was früher ein Treffen solider Stabilitätsexperten war, ist heute ein Gipfeltreffen der Geldbeschaffer: Sie sollen den Schuldenrausch der Politik finanzieren.

Wolfram Weimer
Jackson Hole ist ein entlegenes Tal in den hohen Bergen Wyomings. Bisons, Elche, Wapiti-Hirsche und auch Grizzlybären fühlen sich da noch wohl wie in guten alten Zeiten. Notenbanker ebenfalls. Alljährlich treffen sie sich am Fuße der Rocky Mountains, um über die globale Geldpolitik zu beraten. Doch wie in guten alten Zeiten ist bei ihnen gar nichts mehr.


Denn seit dem Ausbruch der Schuldenkrise stolpern die Zentralbanken von einer Krisenpanikrettungsaktion zur nächsten. Weil die Politik der westlichen Staaten nicht in der Lage ist, endlich solide Staatsfinanzen zu organisieren, geraten die Notenbanken in die Rolle der Geldfeuerwehr. Die Regierungen zwingen sie zusehends dazu, die Geldspritzen einfach laufen zu lassen - und immer größere Schläuche herbeizuschaffen. Mit jedem Monat gehen die Geldhüter dabei höhere Risiken ein und geben ein Stück ihrer Glaubwürdigkeit nach dem anderen auf.
Weltkonjunktur
Jackson Hole wirkt darum diesmal wie das Gipfeltreffen der Sünder. Vor zwei Jahren hatte just dort der US-Zentralbankpräsident, Ben Bernanke, einen berüchtigten Auftritt. Er kündigte mit technokratischen Worten das zweite, milliardenschwere Anleihekaufprogramm an, das Amerikas schwächelnde Konjunktur retten sollte.
Die Bernanke-Rede gilt seither als Blaupause für alle Verfechter einer enthemmten Politik des leichten Geldes. Mit insgesamt zwei Billionen Dollar flutete die Fed schließlich die Kapitalmärkte, die Notenbank kaufte – entgegen aller Grundsätze einer soliden, unabhängigen Zentralbank – gigantische Summen der Staatsschulden einfach selber auf. "Quantitative Easing” nannten sie dieses Prinzip, was eine verniedlichende Umschreibung der Tatsache ist, das fehlende Staatsgeld einfach selbst zu drucken. Vor allem in Europa wollen sich nun auch viele nach dem Jackson-Hole-Modell raus-“easen”.

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