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Sonntag, 24. März 2013

Wer Geld auf Konten der zweitgrößten zyprischen Bank, der Laiki-Bank, hält, muss dem Vernehmen nach damit rechnen, dass oberhalb von 100.000 Euro womöglich nahezu alles weg sein könnte. Das von einer Pleite bedrohte Institut soll aufgespalten und teilweise abgewickelt werden.


Nach Einigung über BankenabgabeZyperns Präsident verhandelt weiter in Brüssel

 ·  Die Sonderabgabe auf Bankeinlagen ist angeblich unter Dach und Fach. Das Rettungspaket insgesamt steht aber wohl noch nicht: In Brüssel diskutiert Zyperns Regierung weiter mit den Geldgebern.
Zypern und die Troika aus Internationalem Währungsfonds, EU-Kommission und Europäischer Zentralbank verhandeln wohl weiter über Teile des Rettungspaketes für die klamme Mittelmeerinsel. Zyperns Staatspräsident Nikos Anastasiades flog am Sonntagmorgen nach Brüssel, teilte der zyprische Regierungssprecher Christos Stylianides mit: „Die Gespräche befinden sich in einer heiklen Phase. Die Situation ist sehr schwierig.“ Anastasiades wird von Finanzminister Michalis Sarris und der Führung der Zentralbank Zyperns begleitet, berichtete das Staatsradio (RIK).
Zypern hat nur noch 24 Stunden Zeit. Sollte es keine Einigung während einer Sondersitzung der Eurogruppe am Sonntagabend in Brüssel geben, an der auch Vertreter des IWF teilnehmen werden, will die EZB kein Geld mehr nach Zypern schicken.

Sonderabgabe offenbar unter Dach und Fach

Worüber sich Zypern und die internationalen Geldgeber noch einig werden müssen, war am Sonntagmorgen unklar. Denn nach verschiedenen Presseberichten haben sich beide Seiten angeblich über den umstrittenste Punkt in den Verhandlungen, die Sonderabgabe auf Bankeinlagen über 100.000 Euro, geeinigt. Die Zeitung „Kathimerini“ berichtete, die Abgabe auf Einlagen bei der größten Bank des Landes, der Bank of Cyprus,  werde zwischen 18 und 22 Prozent betragen. Bei diesem Geldhaus sollen viele vermögende Ausländer - vor allem Russen und Briten - Geld deponiert haben.
Für alle anderen Banken werde die Sonderabgabe wohl vier Prozent betragen. Wer Geld auf Konten der zweitgrößten zyprischen Bank, der Laiki-Bank, hält, muss dem Vernehmen nach damit rechnen, dass oberhalb von 100.000 Euro womöglich nahezu alles weg sein könnte. Das von einer Pleite bedrohte Institut soll aufgespalten und teilweise abgewickelt werden. Die insbesondere von der deutschen Bundesregierung kritisierte Idee aus Zypern, Mittel der zyprischen Pensionskassen zu verwenden, um die klammen Banken zu stützen, sei ebenfalls vom Tisch.

Zyperns Parlament tagt erst heute Abend

Das Parlament in Nikosia wird vermutlich erst nach dem für Sonntagabend angesetzten Treffen der Eurogruppe zusammenkommen. Ein führender zyprischer Abgeordneter, der namentlich nicht genannt werden wollte, sagte der Nachrichtenagentur Reuters: „Wir werden nach dem Treffen der Eurogruppe zusammenkommen.“ Dieses beginnt nach Angaben des Chefs der Eurogruppe, Jeroen Dijsselbloem, um 18 Uhr.
Zypern muss insgesamt rund 7 Milliarden Euro aufbringen, um Finanzhilfe im Volumen von 10 Milliarden Euro zu bekommen. Ein (kleiner) Teil soll dabei durch Privatisierungen und höheren Unternehmenssteuern erzielt werden. Der Löwenanteil (5,8 Milliarden Euro) soll nach den Vorstellungen der internationalen Geldgeber zusammen kommen, indem ein Teil der Bankeinlagen von Konten über 100.000 Euro einkassiert wird.
Die Idee hinter der Beteiligung der Konteninhaber ist, dass so nach durch Kursverlusten gestraften Aktionären der zyprischen Banken nun eben auch die Gläubiger der Institute zum Teil herangezogen werden sollen. Außerdem schrumpft dadurch das zyprische Bankensystem, dass nach Ansicht etwa der Internationalen Währungsfonds, aber auch der Bundesregierung zu groß ist im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung des Inselstaates.

1 Kommentar:

  1. 100.000€ ist nun mal die Grenze der Einlagensicherung. In meinem Kopf hatte ich sogar nur 20.000€ und habe daher nie signifikant mehr als 20.000€ auf einem Bargeldkonto gehabt. In Österreich gab es ja durchaus einige Bankpleiten in den letzten Jahren: http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/758332/Fall-Riegerbank-nach-21-Jahren-abgeschlossen und da ist dann die Einlagensicherung eingesprungen (das waren damals sogar noch weniger als das Äquivalent zu 20.000€).

    Daß also das einlagengesicherte Geld auch sicher ist, alles was darüber hinaus angelegt war, aber verloren ist, das ist seit Ewigkeiten geltendes Recht. Ich kann mir nur schwer vorstellen, daß da substantielle Beträge zusammenkommen. Wer hat denn Millionen auf einem Girokonto rumliegen?

    Der Insolvenzverwalter sollte jetzt aber verpflichtet sein, gegen Griechenland zu klagen, waren die Verluste aus dieser Enteignung ja der Grund für die Schieflage der zypr. Banken.

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