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Mittwoch, 27. November 2013

afin prüft Verdacht auf Goldpreis-Manipulation

Bafin prüft Verdacht auf Goldpreis-Manipulation

    Von MADELEINE NISSEN und FRANCESCA FREEMAN
Nach der Zins-Affäre und möglichen Manipulationen am Währungsmarkt prüfen die Aufsichtsbehörden in Europa nun auch die Prozesse bei der Preisfestlegung für Silber und Gold. Die Prüfungen der Behörden richten sich gegen eine Hand voll europäischer Banken, darunter die Deutsche Bank.
Diese Banken legen die Preise für beide Edelmetalle täglich in London fest. Beim Goldfixing sind neben der Deutschen Bank DBK.XE -0,27% auch die britischeBarclaysBARC.LN +0,66% HSBCHSBA.LN -0,39% Bank of Nova ScotiaBNS -1,44% und Société Générale GLE.FR -0,10% dabei. Die Deutsche Bank ist auch beim Silberfixing involviert – zusammen mit der HSBC und Bank of Nova Scotia.
Agence France-Presse/Getty Images
Bankenviertel in Frankfurt am Main. Die Bafin ermittelt gegen die Deutsche Bank wegen möglicher Manipulation beim Goldpreis.
Die britische Finanzdienstleistungsaufsicht (Financial Conduct Authority, FCA) untersuche das Vorgehen der Banken bei der Preisermittlung, sagte eine mit den Prüfungen vertraute Person. In Deutschland laufen neben den Libor- und Euribor-Ermittlungen der Bafin auch Prüfungen anderer „Benchmark-Prozesse wie das Gold- und Silberpreisfixing". Das sagte ein Sprecher dem Wall Street Journal Deutschland.
Die Deutsche Bank, HSBC und Société Générale wollten die Untersuchungen nicht kommentieren. Bei Barclays war niemand zu erreichen. Ein Sprecher der Bank of Nova Scotia verwies in einer Mail auf die internen Richtlinien der Bank, nahm aber keinen Bezug auf die Anfrage zu den Untersuchungen.
Bereits Anfang des Jahres hatte die amerikanische Aufsichtsbehörde für den Warenterminhandel (Commodity Futures Trading Commission - CFTC) das Thema gegenüber der britischen FCA zur Sprache gebracht. Das Gold-Fixing in London solle überprüft werden, weil das Verfahren geradezu zum Missbrauch einlade, argumentierten die Amerikaner gegenüber der britischen Finanzaufsicht. Die CFTC hat keine weiteren regulatorischen Schritte eingeleitet.
Der Handel mit Edelmetallen ist besonders intransparent, da nicht alle Aufträge über die Futuremärkte abgewickelt werden. Im Kassamarkt wird Gold zwischen den Handelspartnern direkt gehandelt (over the counter). Das bedeutet, es gibt keine zentralen Datenquelle für den Preis, zu dem es den Besitzer wechselt. Anders ist es bei den Gold-Futures, sie werden an Börsen gehandelt. „Der Spot-Goldmarkt ist nicht so transparent wie börsennotiertes Gold", sagte Rohstoffanalyst Andrej Kryuchenkow von VTB Capital. „Es ist ein sehr liquider und großer Markt, deshalb wird es hier mehr Überprüfung geben."

Rolle der Deutschen Bank liegt noch im Dunkeln

Die britische Hauptstadt ist seit Jahrhunderten ein Zentrum des Goldhandels. Das Edelmetall wird rund um die Uhr gehandelt. Jeden Morgen und jeden Nachmittag konferiert eine Gruppe von Marktteilnehmern. Dieses sogenannte London-Fixing wird in einer Telefonkonferenz zwischen den Töchtern der fünf genannten Banken festgesetzt. Darin geben sie Gebote auf Basis eines Eröffnungs-Goldpreises ab, im Namen der Banken und ihrer Kunden. Sie passen dann den Preis an, um die Zahl der Käufer und Verkäufer widerzuspiegeln. Der Preis gilt als „festgesetzt", wenn die Zahl der Käufer und Verkäufer ausgeglichen ist. Der gleiche Prozess läuft am Mittag für Silber ab - in einer Telefonkonferenz der Deutschen Bank, HSBC und Bank of Novia Scotia.
Neben der Preisermittlung der Edelmetalle überprüfen die Behörden derzeit auch Leitindizes für Ölpreise, Währungen und Zinsen. Der Stein kam ins Rollen, als Händlerabsprachen großer Investmentbanken bei der Festsetzung von Referenzzinssätzen wie Libor und Euribor bekannt wurden. Nach und nach kamen auch Verabredungen im Devisenhandel ans Licht. Händler nutzten nach derzeitigen Erkenntnissen Informationsvorsprünge, um Aufträge mit Eigeninteresse rechtzeitig zu platzieren.
Die Rolle der Deutschen Bank liegt dabei noch ein großes Stück weit im Dunkeln. Die Untersuchungen sind aber ein weiterer Rückschlag bei dem Versuch, neues Vertrauen zu gewinnen. Nicht nur bei den Kunden, sondern auch bei den Investoren. Sollte bekannt werden, dass Händler der Deutschen Bank an Manipulationen im Gold- und Silberhandel beteiligt waren, würde sich das Prozessrisiko abermals erhöhen. Erst im dritten Quartal hatte die Bank die Rückstellungen für Rechtsrisiken auf 4,1 Milliarden Euro erhöht. Hinzu kamen zusätzliche Kosten von 1,3 Milliarden Euro für Risiken, deren Eintrittswahrscheinlichkeit unter 50 Prozent liegt.
—Mitarbeit: Ulrike Dauer, Christian Berthelsen und Alistair MacDonald
Kontakt zum Autor: Madeleine.Nissen@wsj.com

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