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Sonntag, 19. Januar 2014

300 Tonnen Gold sollen aus dem Keller der Federal Reserve in New York nach Deutschland geholt werden. Jetzt erklärt die Bundesbank: Erst fünf Tonnen sind angekommen. Warum ist das alles so schwierig?

Die ganze Wahrheit über das Gold der Bundesbank

300 Tonnen Gold sollen aus dem Keller der Federal Reserve in New York nach Deutschland geholt werden. Jetzt erklärt die Bundesbank: Erst fünf Tonnen sind angekommen. Warum ist das alles so schwierig?Von Sebastian Jost
Goldbarren bei der Bundesbank in Frankfurt am Main. Die Bank lässt ihr Gold in einheitliche Formen einschmelzen
Foto: REUTERSGoldbarren bei der Bundesbank in Frankfurt am Main. Die Bank lässt ihr Gold in einheitliche Formen einschmelzen
Der Aufreger kam in 407 flachen Quadern daher, jeder davon so lang wie ein größeres Buch, hell glänzend und viel schwerer, als es ein Laie bei dieser überschaubaren Größe erwarten würde. So sieht er aus, der Schatz, der seit Jahren den Stoff für Mythen liefert – der kleine Teil der Goldreserven, den die Bundesbank 2013 aus Amerika in die Heimat geholt hat, im Rahmen eines Plans, der skeptische Bürger beruhigen sollte.
Doch seit der Transfer bekannt wurde, schießen die Spekulationen ins Kraut: Beweisen die Umstände der Goldtransporte nicht einen alten Verdacht von Verschwörungstheoretikern – dass der größte Teil des deutschen Goldes längst nicht mehr da ist?
Anlass für die Gerüchte lieferte ein Interview von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann kurz vor Weihnachten. 37 Tonnen Gold seien nach Deutschland geholt worden, sagte er der "Bild". Außerdem war die Rede davon, dass ein Teil des Goldes umgeschmolzen worden sei.

Die Transporte begannen erst im Herbst

Genug Anknüpfungspunkte für Skeptiker. Warum wurde nur so wenig transportiert, wo die Bundesbank doch innerhalb von acht Jahren 674 Tonnen zurückholen will, davon 300 Tonnen aus New York? Rechnerisch müssten das mehr als 80 Tonnen im Jahr sein, gut die Hälfte davon aus Paris, der Rest aus den USA.
Konnten die Amerikaner nicht mehr liefern, weil sie die bei der Federal Reserve of New York eingelagerten gut 1500 Tonnen längst verscherbelt haben? Und sollte die Umschmelzerei kaschieren, dass man die Originalbarren nicht mehr liefern konnte?
Die Bundesbank tritt diesen Spekulationen nun entgegen – und nennt der "Welt am Sonntag" erstmals die Details zu den Goldtransporten. Diese begannen erst im Herbst, weil zuvor Verträge mit Transport- und Schmelzfirmen abgeschlossen werden mussten.

Experten aus der Schweiz helfen

Dabei ließ sich die Bundesbank von der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) unterstützen, der "Zentralbank der Zentralbanken" in Basel, die schon für andere Notenbanken größere Goldumschichtungen organisiert hat und über entsprechende Erfahrung verfügt. Erst nach monatelangen Vorbereitungen konnten die Sicherheitstransporte mit Lkw und Flugzeug beginnen.
Nur der kleinste Teil des 2013 transportiertes Goldes kommt aus Amerika – fünf Tonnen waren es. Die übrigen 32 Tonnen stammen aus Paris, wo das deutsche Goldlager bis 2020 komplett aufgelöst werden soll. Die Bundesbank erklärt dies damit, dass die Transporte aus Paris einfacher sind und deshalb zügiger beginnen konnten.
Denn die dort gelagerten Barren haben bereits die von der Notenbank gewünschte längliche Form mit abgeschrägten Kanten, "London-Good-Delivery"-Standard genannt. Die Barren im Keller der Fed haben dagegen eine früher gängige Form. Sie lässt die Bundesbank komplett umschmelzen. Und die Kapazitäten der Schmelzbetriebe seien eben begrenzt.

Bundesbanker überwachen die Schmelzen

Die Operation solle jedoch keine Mauschelei ermöglichen, im Gegenteil. Umgeschmolzen wird nicht – wie auf diversen einschlägigen Webseiten spekuliert – vor dem Transport, sondern erst danach. Und in den neuen Barren soll exakt dasselbe Gold stecken wie zuvor. Dazu überwachen Mitarbeiter der Bundesbank-Revision den Abtransport aus dem Fed-Tresor und streichen die Barrennummern auf ihren Bestandslisten ab.
Zurück in Europa, kontrollieren sie, ob die richtigen Barren bei der Schmelze ankommen. Wo genau die beauftragten Betriebe liegen, will die Notenbank aus Sicherheitsgründen nicht bekannt geben.
Das Schmelzen der Barren wäre nicht zwingend nötig. Es habe aber nicht nur den Vorteil, dass die in Frankfurt gelagerten Barren künftig alle dieselbe Form haben, sondern ermögliche auch eine "ultimative Echtheitsprüfung" neben der üblichen Untersuchung mit Ultraschall und Röntgengerät.

In diesem Jahr sollen 30 bis 50 Tonnen kommen

Eine zusätzliche vertrauensbildende Maßnahme soll das sein, so heißt es. Was dieser Kampf gegen das Misstrauen die Bundesbank und damit den Steuerzahler kostet, verrät man nicht.
Bisher jedenfalls habe es keinerlei Grund für Beanstandungen gegeben, heißt es bei der Bundesbank – Gewicht und Reinheitsgrad der Goldbarren stimmten mit den Büchern überein. Nun sieht man sich für größere Transportmengen gerüstet: 2014 sollen 30 bis 50 Tonnen aus New York kommen.
Die Bank gibt sich auch weiter zuversichtlich, den Zeitplan bis 2020 einzuhalten. Die Mythen über das Gold in New York dürften freilich damit wohl nicht enden – schließlich will die Bundesbank gut 1200 Tonnen bei der Fed belassen.
http://www.welt.de/wirtschaft/article123988843/Die-ganze-Wahrheit-ueber-das-Gold-der-Bundesbank.html

Deutschland holt die Hälfte seines Goldes zurück
Goldreserven in Frankfurt
Quelle: ReutersDie Bundesbank gibt dem politischen Druck nach und wird die Hälfte ihrer rund 3400 Tonnen schweren deutschen Goldreserven auch in Deutschland lagern. Das kündigte sie am Mittwoch in Frankfurt am Main 

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