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Montag, 17. März 2014

Angst vor Sanktionen: Russen zügeln Geld auch in die Schweiz

Angst vor Sanktionen: Russen zügeln Geld auch in die Schweiz
Samstag, 15. März 2014 23:30
Den Oligarchen Alisher Usmanov kostet die Krimkrise Milliarden. Foto: Reuters
 
 

Vieles spricht dafür, dass die Schweiz sich gegenüber Russland zurückhält.

Die Sanktionen gegen Russland wirken schon, bevor sie in Kraft sind. Alleine die zehn reichsten Oligarchen haben in der letzten Woche 6,6 Milliarden Dollar verloren. Der russische Aktienindex Micex ist um 20 Prozent abgesackt. Russische Anleger ziehen zudem Milliarden von Dollars aus den USA ab, weil sie befürchten, dass ihre Konten blockiert werden, wenn die USA wegen der Krimkrise Sanktionen gegen Russland ergreifen. Die grossen Banken Sber und VTB, an denen der russische Staat grosse Anteile hält, sowie Energiekonzerne wie Lukoil holen ihr Geld zurück nach Russland. Dies berichtet die «Financial Times» in ihrer Wochenendausgabe unter Berufung auf Banker aus Moskau.

Doch nicht alle russischen Gelder fliessen zurück in die Heimat. Martin Janssen, emeritierter Professor für Finanzmarktökonomie, hält es für möglich, dass bereits ein Teil in die Schweiz geflossen ist. Russische Oligarchen hätten ein Interesse daran, ihr Geld gut diversifiziert und liquide zu parkieren. «Sie müssen immer damit rechnen, bei Präsident Putin in Ungnade zu fallen und ihr Vermögen zu verlieren», sagt Janssen. «Darum sind sie besser beraten, wenn sie ihr Geld in möglichst vielen verschiedenen Orten verteilen, sodass sie nicht einzelnen politischen Entscheiden ausgesetzt sind.» Neben der Schweiz kämen aber auch Finanzplätze wie Panama oder Länder im Mittleren Osten infrage, die sich nicht an internationale Sanktionen hielten.

Ob sich die Schweiz an Sanktionen beteiligt, ist noch unklar. Offiziell heisst es im Aussendepartement EDA nur, die Schweiz beobachte die Situation genau und verfolge die allfälligen Massnahmen ihrer Handelspartner. Vieles spricht dafür, dass sich die Schweiz nicht oder nur halbherzig an Sanktionen beteiligen wird:

> Der Schweizer Bundespräsident Didier Burkhalter hat zurzeit den Vorsitz in der Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit in Europa. «Die OSZE ist gegenwärtig die wichtigste Vermittlerin in der Krimkrise. Die Schweiz darf diese Rolle als Vermittlerin nicht aufs Spiel setzen», sagt Felix Gutzwiller (FDP, Präsident der aussenpolitischen Kommission des Ständerats. «Die Schweiz muss doppelte Vorsicht walten lassen und darf auf keinen Fall vorschnell handeln», sagt der Aussenpolitiker.

> Die Beziehungen zwischen der Schweiz und Russland sind zurzeit sehr gut. Ständerat Filippo Lombardi (CVP) eröffnete jüngst die Feierlichkeiten zum 200-jährigen Bestehen diplomatischer Beziehungen. Burkhalter reist noch diesen Frühling nach Moskau.
Ob sich bereits getätigte Transfers russischer Gelder in die Schweiz gelohnt haben, entscheidet schliesslich der Bundesrat. Dieser wiederum wartet das Referendum auf der Krim und die Entscheidung der EU-Aussenminister vom Montag ab. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte Einblick in einen Sanktionen-Entwurf. Demnach sind Vermögensblockaden und Reisebeschränkungen für einzelne russische Bürger geplant, welche für die Entwicklung auf der Krim verantwortliche sind.
Beim Treffen in London soll bereits über konkrete Namen verhandelt worden sein. Die Namen von Präsident Putin und Aussenminister Lavrov seien nicht auf der Liste, um die Situation nicht unnötig eskalieren zu lassen. Auch die Schweiz war bei den Verhandlungen vertreten. 
http://www.schweizamsonntag.ch/ressort/nachrichten/angst_vor_sanktionen_russen_zuegeln_geld_auch_in_die_schweiz/

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