Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Donnerstag, 25. Dezember 2014

Im neuen Jahr wird alles besser Experten sehen Ölpreis wieder bei 80 Dollar 2014 hat ein "neues Zeitalter an den Ölmärkten" eingeläutet: Die USA treten als Großproduzent auf, Saudi Arabien kämpft um Marktanteile und fühlt sich nicht mehr für die Preisgestaltung zuständig. Wie geht es weiter? Kann der Ölpreis wieder steigen? Die Prognosen.

(Foto: REUTERS)

Im neuen Jahr wird alles besserExperten sehen Ölpreis wieder bei 80 Dollar

2014 hat ein "neues Zeitalter an den Ölmärkten" eingeläutet: Die USA treten als Großproduzent auf, Saudi Arabien kämpft um Marktanteile und fühlt sich nicht mehr für die Preisgestaltung zuständig. Wie geht es weiter? Kann der Ölpreis wieder steigen? Die Prognosen.
Der Rohstoffsuperzyklus ist zu Ende. Am deutlichsten wird dies beim Ölpreis, der zuletzt in den freien Fall übergegangen ist. Schwächere chinesische Wachstumsraten haben die Produzenten auf dem falschen Fuß erwischt. Dem Angebot - stark angereichert durch die Schieferölrevolution in den USA - steht derzeit keine entsprechende Nachfrage gegenüber. Daneben hat Saudi-Arabien seine traditionelle Rolle als Preisstabilisator aufgegeben. Die niedrigeren Preise dürften aber zu geringeren Investitionen in der Zukunft führen. Das sollte stabilisierend wirken.
Die Entscheidung der Opec auf ihrer Sitzung Ende November, die Förderquoten nicht zu senken, war ein Paukenschlag. Hätte die Opec die tägliche Produktion um 1 Million Barrel gekürzt, hätte sich der Ölpreis kurzfristig wohl erholt. Stattdessen wurde die Förderquote mit 30 Millionen Barrel bestätigt. Seitdem ist an den Ölmärkten der Teufel los - der Preis für Brent ist von rund 80 Dollar vor der Sitzung auf unter 65 Dollar kollabiert. Der bereits zuvor bestehende Abwärtstrend bei den Preisen hat sich damit noch beschleunigt.
Die Opec-Entscheidung war eine Kampfansage Saudi-Arabiens an die US-Ölproduzenten. Dank der neuen Fracking-Technologie, bei der Schieferöl aus dem Boden gespült wird, produzieren die Amerikaner heutzutage so viel schwarzes Gold wie seit den 70er Jahren nicht mehr - zum Leidwesen der klassischen Wüstenöl-Förderer. Die Ölschwemme aus Amerika in Kombination mit einer nachlassenden Nachfrage aus China drückt auf die Preise. Aber anders, als man es bisher gewohnt war, stützen die Saudis den Ölpreis nun nicht mehr. Sie wollen vielmehr die Konkurrenz aus den USA durch Niedrigpreise aus dem Markt drängen.

Neue Ära

VIDEO
Michael Wittner von der Societe Generale spricht von "einem neuen Zeitalter an den Ölmärkten". In Zukunft werde der Preis den Markt wieder ins Gleichgewicht bringen. Der Analyst schätzt, dass die meisten Schieferölproduzenten in den USA ab einem Preis von 65 Dollar der US-Sorte WTI profitabel arbeiten. Wie die LBBW anmerkt, liegt die Gewinnschwelle einzelner Projekte aber erst bei 80 Dollar und darüber. Derzeit liegt der WTI-Preis weit darunter. Langfristig niedrige Preise könnten für viele Produzenten das Aus bedeuten.
Nach Aussage von Eugen Weinberg von der Commerzbank ist die Stimmung aktuell "sehr angeschlagen". Er schließt nicht aus, dass der Preis auch für Brent kurzfristig bis in den Bereich von 60 Dollar abrutschen könnte. Morgan Stanley schließt sogar etwaige Rückschläge bis auf 40 Dollar und tiefer nicht aus. Übergeordnet ist Weinberg aber verhalten optimistisch gestimmt. Er sieht zwar auf Jahre hinaus keinen neuen Aufwärtstrend an den Rohstoffmärkten. Im Schnitt rechnet die Commerzbank für das kommende Jahr aber mit einem Brent-Preis von 82 Dollar.

Analysten sehen steigende Preise

VIDEO
Dieses Preisniveau ist auch die durchschnittliche Preiserwartung der vom Wall Street Journal Deutschland befragten Analysten für 2015. Die niedrigsten Preise werden mit im Schnitt 75 Dollar im ersten Quartal erwartet. Danach soll es stetig nach oben gehen - bis auf 85,50 Dollar zum Jahresende hin. Der Preis für ein Barrel WTI soll sich derweil von durchschnittlich 71 Dollar im ersten Quartal auf 81 Dollar zum Jahresende hin nach oben arbeiten.
Der Grund für die erwartete Preiserholung: Die US-Produzenten dürften angesichts der niedrigen Preise die Neuinvestitionen deutlich zurückfahren. Die Commerzbank schließt nicht aus, dass die Produktion in den USA sogar in absoluten Zahlen zurückgehen wird. Laut der LBBW weitet die amerikanische Ölindustrie ihre Förderung dank Fracking derzeit um jährlich eine Million Barrel pro Tag aus. Dem steht kein entsprechender Mehrbedarf auf der Nachfrageseite entgegen. Die Opec hat derweil ihre Erwartung an die Nachfrage auf ein Zehnjahrestief gesenkt.

Vorsicht mit den Prognosen

Wie immer sind Preisprognosen mit größter Vorsicht zu genießen. Vor einem Jahr erwarteten Analysten den Brent-Preis Ende 2014 im Schnitt bei 105,50 Dollar. Die Experten hatten die Wachstumsabschwächung in China bzw. die durch die Schieferölrevolution ausgelösten Dynamiken am Ölmarkt völlig unterschätzt. Auch im nächsten Jahr könnte so einiges schief laufen, seien es neue Wachstumsenttäuschungen oder geopolitische Krisen. Besonderes Augenmerk kommt zudem der US-Notenbank zu. Diese dürfte vermutlich Mitte 2015 erstmals seit 2006 die Leitzinsen wieder anheben.
Steigende US-Zinsen stellen die Finanzmärkte immer vor besondere Herausforderungen. An den Rohstoffmärkten wirken sie vor allem über einen festeren Dollar, denn Rohstoffe werden traditionell in der US-Währung fakturiert. Steigt nun der Greenback im Wert, setzt dies automatisch die Rohstoffpreise unter Druck. Wie groß der Druck ausfällt, hängt vom entsprechenden Rohstoff ab. Bei Basisrohstoffen ist der Dollar-Einfluss vergleichsweise gering - hier spielen Angebot und Nachfrage die entscheidende Rolle.

Dollar-Stärke stützt den Goldpreis in Euro

Anders sieht es bei Gold aus. Gold wird industriell kaum genutzt und wird seit Jahrhunderten als Zahlungsmittel und Krisenwährung genutzt. Das Abklingen der Schuldenkrise in der Eurozone, stärkere Wachstumsraten in den USA, das Ende des Anleihekaufprogramms der US-Notenbank sowie das Gespenst höherer US-Zinsen haben dem Edelmetall aber nicht gut getan und den Dollar aufwerten lassen. Der Euro ist von 1,40 im Jahreshoch auf nun 1,24 Dollar gefallen - im Gefolge fiel der Goldpreis von rund 1.400 auf 1.220 Dollar die Feinunze.
Glaubt man Analysten, dürfte das Schlimmste der Preiskorrektur aber vorüber sein. Im ersten Halbjahr 2015 soll der Goldpreis zwar auf 1.166 Dollar fallen, zum Jahresende hin aber wenig verändert bei 1.208 stehen. Auch Frank Schallenberger von der LBBW sieht gute Chancen für eine Bodenbildung. Bis Mitte kommenden Jahres dürften die Leitzinserhöhungen in den USA eingepreist sein. Daneben dürften die Bergwerksbetreiber damit beginnen, die Produktion zurückzufahren. "Auf dem aktuellen Niveau arbeitet schätzungsweise ein Siebtel der Minen nicht mehr profitabel", so Schellenberger.
Bei Investitionen in Gold muss man zudem unterscheiden zwischen Anlegern aus dem Dollarraum und denen aus anderen Währungsräumen. Für Anleger aus der Eurozone war 2014 ein gutes Jahr. Gemessen in Euro ist der Goldpreis von unter 900 auf fast 1.000 Euro die Feinunze gestiegen. Dieser Trend könnte sich auch 2015 fortsetzen. Die meisten Beobachter gehen davon aus, dass die EZB im kommenden Jahr ein Wertpapierkaufprogramm auflegen wird, wie es die Federal Reserve gerade abgewickelt hat. Das dürfte den Euro weiter belasten, aber nicht unbedingt Gold in Euro.
BILDERSERIE
Quelle: n-tv.de , sla/DJ

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen