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Dienstag, 30. Dezember 2014

Ökonom Michael Hüther „Euro-Austritt Griechenlands wäre verkraftbar“ Griechenland ohne den Euro – dieses Szenario hat laut dem Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft seinen Schrecken verloren. Der IWF setzt derweil seine Hilfszahlungen an das Land zunächst aus.

Ökonom Michael Hüther„Euro-Austritt Griechenlands wäre verkraftbar“

Griechenland ohne den Euro – dieses Szenario hat laut dem Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft seinen Schrecken verloren. Der IWF setzt derweil seine Hilfszahlungen an das Land zunächst aus.

© DPAVergrößernLeitet das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln: der Wirtschaftsforscher Michael Hüther
Der Ökonom Michael Hüther hält einen geordneten Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone für ungefährlich. „Ich glaube, die Währungsunion könnte heute einen Austritt Griechenlands verkraften. Die Ansteckungseffekte auf andere Länder wären gering“, sagte der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln der Zeitung „Die Welt“ laut einem Vorabbericht.
„Eine griechische Regierung unter Tsipras wäre gegenüber der EU in einer schlechten Verhandlungsposition“, ergänzte Hüther. „Die Erpressbarkeit Europas ist deutlich geringer als vor drei Jahren. Andere Länder wie Irland und Portugal haben sich aus der Krise gearbeitet, und es gab institutionelle Fortschritte wie die Banken-Union.“ Die griechische Bevölkerung werde sich bei dem Wahlgang „dreimal überlegen, ob sie einen anderen Weg einschlagen will“, so der Ökonom. „Bei einem Euro-Austritt droht dem ganzen Land eine gewaltige Verarmung und der Austritt aus der EU.“

Währungsfonds stoppt Hilfsgeldzahlungen an Griechenland

Wie der Internationale Währungsfonds (IWF) am Montag in Washington mitteilte, sollen die ausgesetzten Gespräche über Hilfszahlungen an Griechenland erst nach der Bildung einer neuen Regierung fortgesetzt werden. Die nächste Kredittranche werde demnach erst ausgezahlt, wenn nach den für Januar geplanten Neuwahlen eine neue Regierung gebildet worden sei, teilte der IWF. Er reagierte damit auf die am Montag endgültig gescheiterte Wahl eines Staatschefs im griechischen Parlament, die die Auflösung der Volksvertretung und vorgezogene Parlamentswahlen nach sich zieht.
Die Verhandlungen über die nächste Tranche an Notkrediten führt der IWF gemeinsam mit Vertretern der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Gespräche der Troika mit Athen würden erst wieder aufgenommen, „wenn eine neue Regierung steht“, sagte IWF-Sprecher Gerry Rice. Er fügte hinzu, Griechenland habe keinen „unmittelbaren“ Finanzierungsbedarf.
© REUTERSVergrößernAthen: Griechen hoffen, Anleger bangen
Indes hat Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble Griechenland angesichts der anstehenden Parlamentswahl vor einer Abkehr vom Sparkurs gewarnt. „Wenn Griechenland einen anderen Weg einschlägt, wird es schwierig“, hieß es in einer Mitteilung seines Ministeriums vom Montag.

Auf Kurs bleiben

Am Montag forderte auch EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici Griechenland auf, an seinem Reformkurs festzuhalten. Ein klares Bekenntnis zu Europa und eine breite Unterstützung für den Reformprozess sei entscheidend, damit Griechenland innerhalb der Eurozone wieder aufblühen könne, teilte Moscovici mit.
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Die Neuwahl in Griechenland war erforderlich geworden, nachdem die Wahl eines neuen Staatspräsidenten auch im dritten Durchgang gescheitert war. Der frühere EU-Kommissar Stavros Dimas verfehlte am Montag im Parlament die erforderliche Mehrheit von 180 Stimmen. Lediglich 168 Abgeordnete stimmten für Dimas, der von Ministerpräsident Antonis Samaras unterstützt wurde.
An der Athener Börse sackten die Aktienkurse in der Spitze um mehr als zehn Prozent ab, während die Renditen für griechische Zehnjahresanleihen auf mehr als neun Prozent stiegen. Der Euro und deutsche Aktien erholten sich aber schnell wieder.
Samaras hatte die Wahl eines Nachfolgers von Staatsoberhaupt Karolos Papoulias um zwei Monate vorgezogen. Er hatte das damit begründet, die politische Unsicherheit in dem hoch verschuldeten Land beenden zu wollen. Die nächste Parlamentswahl hätte turnusmäßig erst 2016 angestanden.

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