Man hätte annehmen können, dass es nach seinem Rückzug aus der Regierung still um Gianis Varoufakis werden würde. Stattdessen plaudert der ehemalige griechische Finanzminister mehr denn je unbefangen und detailliert Interna aus. Inzwischen ist der frühere Wirtschaftsprofessor dafür sogar verklagt worden.
Gianis Varoufakis hat in den vergangenen Monaten mit seiner selbstbewussten Art immer wieder für Aufsehen gesorgt. Und der ehemalige Finanzminister verlässt die politische Bühne nicht einfach stillschweigend. Im Gegenteil: Im schwindenden Rampenlicht läuft Varoufakis erst richtig zur Hochform auf. Ein Überblick über seine spektakulärsten Plaudereien der vergangenen Tage:

"Wir hatten nicht einmal Geld für Toilettenpapier."

Dies gestand der ehemalige Minister in einem Interview mit der "Zeit" und bezieht sich damit auf seine ersten Tage im Ministerium. Die Vorgängerregierung habe bei ihrem Auszug alles mitgenommen, er selbst habe mutterseelenallein mit seinem Laptop in einem leeren Stockwerk gesessen.

"Liebling, ich habe die Banken geschlossen."

Mit diesen Worten berichtete der ehemalige Finanzminister laut der "New Yorker" seiner Frau Danae von der landesweiten Bankenschließung. Manchmal kann Politik doch so einfach klingen.
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Merkel, Juncker und Co. - gezeichnet von der Griechenland-Krise

Die Griechenland-Krise zehrt an den Nerven. Nach monatelangen Verhandlungen sieht man insbesondere den Politikern, die sich seit einer gefühlten Ewigkeit um eine Lösung bemühen, die Strapazen an.

"Die Börse ist mir egal. Die Kurse können fallen, so viel sie wollen."

Weltwirtschaft? Egal! Varoufakis interessierte sich einzig für die Bilanz seines eigenen Haushaltes, so der "New Yorker".

"Ich weiß, Sparpolitik ist Mist."

Diesen Satz habe laut Varoufakis US-Präsident Barack Obama im Weißen Haus zu ihm gesagt. Keine besonders präsidentenhafte Wortwahl, wie der ehemalige Finanzminister selbst sagt.

"Wir haben beschlossen, uns in das Softwareprogramm meines Ministeriums einzuhacken."

Die wohl spektakulärste Geschichte enthüllte die griechische Zeitung "Kathimerini" am vergangen Wochenende: Sie veröffentlichte Teile eines Gesprächsprotokolls einer Telefonkonferenz mit 84 Teilnehmern. Darin erläutert Varoufakis unter dem Siegel der Verschwiegenheit, wie er im Auftrag von Premier Tsipras die heimliche Einführung eines parallelen Zahlungsverkehrssystems geplant hatte.

Könnte Varoufakis' Redseligkeit zum Problem für Tsipras werden?

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Was steckt hinter Hacker-Vorwürfen gegen Ex-Finanzminister?
Bisher hat sich Alexis Tsipras zu den Aussagen seines Parteikollegen nicht geäußert. Immerhin lenkt dieser damit die Aufmerksamkeit vom sonstigen Chaos innerhalb der Syriza-Partei ab.
Andererseits kann Varoufakis' Plauderei schnell zur Gefahr für den Regierungschef werden. So erzählte er inzwischen auch, dass Tsipras ihn bereits vor Regierungsantritt "grünes Licht für einen Plan B" gegeben hätte, falls die Verhandlungen mit der Eurogruppe scheitern würden. Und sollte dies wahr sein, wird das die Troika ganz sicher nicht begeistern.

Was hat es mit den Anklagen auf sich?

Nicht alle akzeptieren die Aussagen Varoufakis' so stillschweigend wie Tsipras. So berichten griechische Medien, dass zwei Personen Anzeige gegen Varoufakis erstattet hätten. Einer der beiden ist Apostolos Gletsos, Bürgermeister von Stylida in Zentral-Griechenland und Vorsitzender der Teleia-Partei. Der andere Kläger soll ein Anwalt sein. Warum die beiden geklagt haben, ist bisher nicht bekannt. Das griechische Parlament muss nun darüber entscheiden, ob es die Immunität von Varoufakis aufhebt.
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Gianis Varoufakis: Skandalnudel und "Euro-Schreck"

Athens Finanzminister polarisiert und provoziert wie kaum ein anderer Politiker.