Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Donnerstag, 6. Juli 2017

Neue Autobahn für Osteuropa in Sicht „Via Carpathia“ soll Ostsee mit Mittelmeer verbinden Von: Balthasar Waitz Freitag, 22. April 2016

Neue Autobahn für Osteuropa in Sicht „Via Carpathia“ soll Ostsee mit Mittelmeer verbinden Von: Balthasar Waitz Freitag, 22. April 2016

Alle Wege führen nach Rom, hieß es vor 2000 Jahren. Und nach diesem Prinzip ermöglichten die römischen Heerstraßen strategisch die Expansion des römischen Weltreiches. Seit geraumer Zeit heißt es in Europa, dass alle Wege nach Westen führen. Das bisherige europäische Infrastruktur-Prinzip soll nun mittels eines ehrgeizigen Projekts mehrerer Staaten aus Osteuropa eine erste grundlegende Änderung erfahren. Kürzlich, im Rahmen eines internationalen Treffens der Transportminister aus sieben Ländern Osteuropas in Warschau, wurde das Projekt der Autobahn „Via Carpathia“ erörtert. Laut Andrzej Adamczyk, Polens Infrastruktur-Minister, wurde auch eine gemeinsame Erklärung von den Ministern Litauens, Ungarns, der Slowakei, Polens, Rumäniens, der Ukraine und der Türkei unterzeichnet. Bulgarien zeigte Interesse für einen Einstieg in dieses Großprojekt, Tschechien beteiligte sich als Beobachter an dem Treffen. Das Großprojekt betrifft den Bau einer osteuropäischen Autobahn in Richtung Nord-Süd, die zukünftig die Ostsee mit dem Mittelmeer verbinden soll. Was daraus wird, steht derzeit noch in den Sternen. Es wurde vorläufig noch kein Startdatum festgelegt. Auch über die riesigen Baukosten wurde noch nicht ernsthaft diskutiert, die Unterzeichner hoffen jedoch auf die finanzielle Hilfe der EU. Gemäß internationaler Beobachter würde dieses von polnischer Seite angeregte Projekt den ehrgeizigen Plänen der neuen polnischen konservativen Regierung entsprechen, die die regionale Kooperation der Länder zwischen dem Baltikum und dem Mittelmeer stärken und eine Gegenbalance zu dem bisherigen Schwerpunkt des alten Kontinents, West-europa, schaffen möchte. Ausgangspunkt dieser neuen Autobahn soll der Hafen Klaipeda (Litauen) an der Ostsee sein, die Autobahn soll durch Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien führen und in Thessaloniki (Griechenland) ihre Endstation haben. Für den rumänischen Teil dieser Autobahn kämen vorerst zwei Routen in Betracht. Die erste könnte auf einer Gesamtlänge von 462 Kilometern durch die Westregion auf der Route Borş-Großwardein/Oradea-Arad-Temeswar-Lugosch-Drobeta Turnu Severin-Vânju Mare-Calafat führen. Diese Route wäre preisgünstiger und bestimmt auch schneller zu bauen, wegen der schon bestehenden Banater Autobahn Arad-Temeswar-Lugosch. Eine alternative Route, die eine Länge von 936 Kilometern messen würde, könnte von Bor{ über Großwardein-Arad-Temeswar-Lugosch-Deva-Broos/OrăştieHermannstadt/Sibiu-Piteşti-Bukarest bis Konstanza führen. Auf den Spuren Trajans Die rumänische Regierung hat wohl durch die Unterzeichnung der gemeinsamen Erklärung ihre volle Bereitschaft zum Mitmachen an diesem schönen osteuropäischen Projekt signalisiert. Die derzeit schwachen finanziellen Möglichkeiten Rumäniens zur Teilnahme an einem kostspieligen Autobahnbau bringen jedoch viele berechtigte Fragezeichen auf das Tapet. Gemäß der Verwaltungsbehörde der Autobahnen und Nationalstraßen (CNADNR) stünden wohl zwei Milliarden Euro von der EU für den Bau von Autobahnen zur Verfügung, diese Summe würde jedoch nur für 200 Kilometer Autobahn reichen. Der schöne Traum mit der „Via Carpathia“, in der rumänischen Westregion auf den Spuren der einstigen römischen Heerstraße durch Dakien eine moderne Autobahn zu errichten, ist heutzutage schwer zu verwirklichen. Die Römer erbauten ihre Heerstraße bis zum Herzen Dakiens im Rekordtempo, während der beiden Feldzüge 101 und 106 n. Chr., als Dezebal von den Heeren des Kaisers Trajan letztlich besiegt und das eroberte Land als Provinz Dacia dem Römischen Reich einverleibt wurde. In diese Zeit fällt auch der Bau der Trajansbrücke von Drobeta (103-105 n.Chr.). Nach Plänen des Architekten Apollodor von Damaskus wurde hier ein Meisterwerk (1135 Meter lang), die größte Brücke der Antike, erbaut. Die römische Heerstraße führte durch das heutige Banat (zwei Kilometer von Teregova, Kreis Karasch-Severin, sind die Überreste noch zu sehen), bekanntlich von Orschowa (Dierna) über Mehadia-Karansebesch (Tibiscum)-Ulpia Traiana Sarmizegetusa-Karlsburg (Apulum)-Turda (Potaissa)-Klausenburg (Napoca) bis Moigrad (Porolissum). Wie die berühmten römischen Heer- und Handelsstraßen „Via Apia“ (schon 312 v. Chr. erbaut), „Via Flaminia“ oder „Via Domitia“ (Rom-Spanien), „Via Pontica“ (Troesmis-Histria-Byzanz) wurde auch diese von Heeren an billigen Arbeitskräften, den Soldaten, Sklaven und Gefangenen aus den Reihen des unterworfenen Volkes erbaut. Auch den heroischen Erbauern, die sich einen Weg durch die undurchdringlichen Wälder Dakiens schlugen, ist auf der Trajanssäule ein Denkmal gesetzt. Unser Land hat bekanntlich schwerwiegende Probleme beim Bau seines Autobahnnetzes und gibt das auch zu. Hauptgründe für den Schneckengang im Autobahnbau sind u.a. die schwache Absorption der EU-Mittel, Baublockaden, Aufschübe und Verspätungen, Korruption usw. Unser Land, obwohl siebtgrößtes Land der EU, ist das EUSchlusslicht in Sachen Autobahnnetz, mit gerade zwei Kilometern pro 1000 Quadratkilometer. Es fehlen zudem etwa sechs Milliarden Euro für die vollständige Ost- West-Route durch Rumänien. Laut CNADNR wird im laufenden Jahr an 150 Kilometern Autobahn gearbeitet. Geplant war heuer ursprünglich die Fertigstellung von weiteren 95,73 Kilometern, man hofft bis Jahresende 75 Kilometer zu schaffen. Das würde die rumänischen Autobahnen auf eine Gesamtlänge von 870 Kilometern bringen. Für Ende 2017 sind 990 Kilometer angepeiltes Ziel. Das Jahr 2015 wird in Rumänien als schwächstes Autobahnjahr der letzten fünf Jahre angesehen: Es konnten lediglich 46,5 Kilometer fertiggestellt werden, davon befinden sich 22 Kilometer schon wieder in Reparatur. Es ist demnach verständlich, dass derzeit Einheimische wie Ausländer Rumänien nur als genervte Autofahrer durchqueren und erleben können. Eine Durchfahrt dauert etwa zehn Stunden. Vielleicht klappt es irgendwann doch mit der „Via Carpathia“, vor allem die Banater, zum Teil ja Nachkommen der ehemaligen Bewohner der „Dacia Romana“, würden sich schon darüber freuen. Auch alle anderen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen